Die Honigbiene

Die Honigbiene wird schon seit mehreren tausend Jahren vom Menschen genutzt. Seit jeher spielt sie eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen, und Honig war lange Zeit das einzige bekannte Süßungsmittel. Bereits im alten Ägypten wurden Bienen gezielt gehalten; eine Zucht, also die gezielte Auswahl von Königinnen, wird aber erst seit dem 19. Jahrhundert betrieben. Honigbienen sind weltweit verbreitet, neben den europäischen Arten gibt es auch einige weitere Arten vor allem in Afrika und Asien.

Ein Bienenstaat besteht aus einer Königin und bis zu 50.000 Arbeiterinnen. Die Bienenkönigin legt in den Sommermonaten bis zu 2.000 Eier am Tag, aus denen die Arbeiterinnen, unfruchtbare Weibchen, schlüpfen. Die Fütterung der Larven bestimmt, ob aus den Eiern eine Arbeiterin oder eine Königin schlüpft, letztere entsteht in besonders großen "Königinnenzellen" und wird während der gesamten Larvenphase mit einem besonders nährstoffreichen Futtersaft, dem "Gelée royale", gefüttert. Die Drohnen, also die männlichen Bienen, schlüpfen aus unbefruchteten Eiern.

Schwärmen und Gründung eines Bienenstaats

Etwa im Mai wird ein Bienenvolk so groß, dass das Platzangebot im Stock knapp wird. Die Konzentration bestimmter Pheromone (Duftstoffe) sinkt, so dass der sogenannte "Schwarmtrieb" ausgelöst wird. Die Arbeiterinnen ziehen vermehrt neue Königinnen auf, diese schwärmt nach dem Schlüpfen aus und nimmt dabei einen Teil des alten Schwarms auf der Suche nach einer neuen Unterkunft mit. Für den Imker bedeutet dies, seine Völker täglich zu kontrollieren und die schwärmenden Bienen einzufangen, um ein neues Volk zu gründen.

Die jungen Königinnen brechen an sonnigen Tagen zu mehreren Hochzeitsflügen auf, bei denen sie sich in der Luft mit bis zu 20 Drohnen aus anderen Staaten paart. Die Drohnen sterben nach der Begattung, die Königinnen kehren zu ihren Völkern zurück und haben genügend Samen gespeichert, um für die nächsten drei oder vier Jahre, in denen sie leben, Eier zu legen. Die verbliebenen Drohnen im Bienenstock werden in der sogenannten "Drohnenschlacht" getötet und aus dem Stock geworfen.

Das Leben einer Arbeiterin

Es dauert etwa drei Tage, bis aus einem Ei die Bienenlarve schlüpft, diese verpuppt sich nach weiteren sechs Tagen, und drei Wochen nach der Eiablage schlüpft die fertige Biene. In den ersten drei Tagen ihres Lebens ist sie für die Säuberung der Brutzellen verantwortlich, in den folgenden zwei Tagen füttert sie die Larven mit Pollen. Ab dem 6. Tag ist ihre Futtersaftdrüse voll ausgebildet, so dass sie bis zum 13. Tag die jungen Larven sowie die Königinnenlarven mit Futtersaft versorgt.

Vom 14. bis zum 16. Tag ist sie für den Bau von Wabenzellen aus Bienenwachs und das Verdeckeln der Brut zuständig, in den folgenden zwei Tagen als Wächterin am Eingang des Bienenstocks. Erst ab dem 21. Tag fliegen die Arbeiterinnen als Sammelbienen aus dem Stock aus und gehen auf Nahrungssuche. In den Sommermonaten wird eine Arbeiterin höchstens 45 Tage alt, erst die im Herbst schlüpfenden Bienen überwintern zusammen mit der Königin bis zum nächsten Frühjahr, wo sie die Aufzucht der ersten Larven übernehmen.

Der Bienenstock

In der Natur nisten Bienen meist in ausgehöhlten Baumstämmen, die Imker stellen den Bienen künstliche Behausungen, "Beute" genannt, zur Verfügung. Es gibt vielen unterschiedliche Formen und Bauarten, heute haben sich die sogenannten "Magazinbeuten" durchgesetzt. Diese bestehen aus mehreren Elementen, den "Zargen", welche sich je nach Bedarf aufeinanderstapeln lassen. Im Inneren lassen sich ähnlich wie in einem Hängeregister mehrere sogenannte "Rähmchen" einhängen, in denen eine mit einem eingeprägten Wabenmuster versehene Bienenwachsplatte befestigt ist. Dort bauen die Bienen die Wabenzellen zur Aufzucht der Larven und zur Lagerung ihrer Nahrung.

Damit der Imker beim Ernten des Honigs nicht die Zellen mit den Bienenlarven entnimmt, ist die Beute unterteilt in einen Brutraum und in einen Honigraum, welche durch ein Absperrgitter voneinander getrennt sind. Da die Königin größer als die Arbeiterinnen ist, kann sie nicht durch dieses Gitter schlüpfen, die Arbeiterinnen können jedoch weiterhin Nektar und Pollen eintragen. Die Temperatur im Bienenstock wird stets auf 35°C gehalten, der eingetragene Nektar wird durch Fächeln mit den Flügeln von den Arbeiterinnen nach und nach eingedickt, bis der Wassergehalt unter 20% sinkt. Der Honig von Imkern des Deutschen Imkerbunds soll weniger als 18% Wassergehalt haben, um eine optimale Qualität sicherzustellen.

Überwinterung

Da der Imker den Bienen den Honig, den sie als Wintervorrat eingetragen haben, wegnimmt, stellt er ihnen im Spätsommer eine Zuckerlösung in einer "Futterzarge" zur Verfügung. Außerdem nimmt er eine sogenannte "Winterbehandlung" vor, damit Krankheiten und Parasiten sich nicht ausbreiten können. Insbesondere die Varroamilbe, ein Parasit, der sich auf den Bienen festbeißt und diese schwächt, soll abgetötet werden. Hierzu stellt der Imker mehrmals ein Gefäß mit Ameisen- oder Oxalsäure im Bienenstock auf, diese verdampft durch die hohe Temperatur und schädigt so die Milbe. Für die Bienen bedeutet diese Prozedur ebenfalls Stress, sie überleben aber.

Schließlich ballen sich die Bienen zu einer "Wintertraube" zusammen, um sich gegen die kalten Monate zu wappnen und sich gegenseitig zu wärmen. Bei Temperaturen unter 10°C sterben die Bienen ab, daher sind sie auch im Winter aktiv und heizen den Stock durch Muskelzittern. Besonders nach langen, kalten Wintern können die Vorräte aufgebraucht sein, bevor die ersten Frühlingsblüher aufblühen. Honigbienen schwärmen erst ab einer Temperatur von 12°C aus, um Nahrung zu suchen, bei anhaltend schlechter Witterung kann ein Volk zugrunde gehen. Im Frühjahr beginnt die Königin wieder mit der Eiablage, die überwinternden Bienen sterben bald darauf.